Kirchenchronik Mariae Heimsuchung

DIE GESCHICHTE VON UNTERHAUSEN UND DER WALLFAHRTSKIRCHE

„ZU UNSERER LIEBEN FRAU“

In Stichworten

1065  Die Comites Sigemarie de Hausen, Gaugrafen des Housigaues haben ihren Sitz In Hausen an der Verbindungsstraße vom Staffelsee zum Schloß Pähl.

1150  Es beurkunden sich Wolf, Berchtold und Leuthold de Hausen; sie waren Lehen- oder Dienstmannen der Grafen von Andechs. In der Folgezeit erwarben sich die Edlen von Hausen das Bürgerrecht in Weilheim und erschienen  auch als Patrizier der Stadt München.

1160  Die Edlen von Dittlhofen, Maeyenhard und Gebolf de Dittlhofen bei Hausen, werden erstmals erwähnt.

1300  Die Adeligen von Hausen übergaben ihren Adelssitz an die Edlen von Schondorf, Besitzer des mittleren Schlosses Pähl (Ende 12. Jhdt.).  Namentlich wird Konradus von Schondorf erwähnt.

1350  Die Zahl der Ortsbewohner steigt nach und nach. Rudolf von Schondorf  läßt neben der bereits bestehenden Dreifaltigkeitskapelle eine Marienkirche errichten (der Ursprung der Dreifaltigkeitskapelle ist nicht bekannt). Er bestimmte  einen Viertelhof, der dem Ortspfarrer übergeben wurde; außerdem fallen die Zehentrechte der gesamten Unterhauser Flur dem Pfarrer zu.

1448  Dietlhofen wird als „in der Hausner Pfarr‘ „ gelegen, beurkundet. Demach wird Hausen etwa um die Zeit von 1400 eine Pfarrei und somit seine Kirche „zu unserer lieben Frau“ um diese Zeit zur Pfarrkirche.

1474  Pfarrer Johann Georg Pauß ist als dritter Ortspfarrer von Hausen urkundlich erwähnt.

1486  Bischof Friedrich von Augsburg stellt auf einer Visitationsreise fest, das die   Marienkirche einsturzgefährdet ist. Er bittet den Papst, die Kirche zur Wallfahrtskirche  zu erheben, damit sie, durch die dann zu erwarteteten Spenden erneuert werden kann.

1487  Papst Innocenz VIII. entspricht dieser Bitte und erlässt am 8. Januar 1487 eine   von ihm selbst und zwölf Kardinälen unterzeichenete Bulle. Diese wird am 10.   Mai 1487 vom Diözesanbischof als echt anerkannt. Ein Teil dieser Bulle (das   Schriftstück) ist erhalten, (sie wurde bei Aufräumungsarbeiten wieder    entdeckt), die Bulle selbst (Kapsel mit Siegel) existiert nicht mehr.

1500-1600 Die Pfarr- und Wallfahrtskirche „zu unserer lieben Frau“ in Unterhausen wird  nach dem Jahre 1487 neu und größer erbaut, zum großen Teil in der Gestalt, wie sie noch heute steht. Die Bedeutung von Hausen, jetzt Unterhausen, nimmt immer mehr zu; die Wallfahrten zur Kirche von Unterhausen werden immer zahlreicher. Dekan Franz Sales Gailler aus Raisting wähnt in seiner berühmten Schrift „Videlicia   Sacra“, dass die Kirche von Unterhausen eine mehr als magische Kraft ausübe, die Seelen ringsumher anzuziehen. Acht Pfarrgemeinden kamen regelmäßig zu Wallfahrten nach U., dazu kam noch deine Vielzahl von unregelmäßigen Wallfahrten. Die Votivtafeln, welche die Wallfahrer als Geschenke    mitbrachten, zeugen davon; leider sind uns nur wenige Stücke erhalten geblieben.

1621  Die Dreifaltigkeitskapelle wird mit der Marienkirche durch Ausbrechen einer   Wand verbunden. Johann Degler, einer der bedeutendsten Weilheimer    Bildhauer, stiftet für die Pfarrkirche in U. als Weihegeschenk einen neuen   Hochaltar mit einem Marienbildnis (Maria mit dem Jesuskinde). Dieses Werk   gehört zu den besten des Künstlers. Wann genau der alte Hochaltar, welcher   Maria Krönung in einem Gemälde auf Holz zeigte, entfernt wurde, ist ungewiß.

„Maria mit dem Jesuskind“, Johann Degler, 1621

„Maria mit dem Jesuskind“, Johann Degler, 1621

1632/1634 An der Pest sterben in Unterhausen insgesamt 38 Pesonen. Diese Zahl ist im   Vergleich zu den „80 Communicanten“ recht hoch.

1772/1773 Die Kirche wird renoviert, die Decke herabgerissen und durch eine Stuckdecke   ersetzt. Dem Zug der Zeit folgend, muß der gotische Charakter der Kirche dem   Rokoko weichen. Das Langhaus wird um 7 /1/2 m nach Westen verlängert   Johan Michael Merck führt die kunstvollen Stuckarbeiten aus, und Johann   Baader, genannt „der Lechmühlenhansl“ schafft Deckengemälde mit Motiven   aus dem Leben Mariens (Geburt, Heimsuchug, Krönung). Damit zählt die   Kirche zu den erstrangigen des Pfaffenwinkels. Im Oratorium oder Chörlein,   einem kleinem Raum oberhalb der Sakristei mit Fenster im Kirchenraum, wird   geistliche Musik aufgeführt.

1775  Pfarrer Ignaz Manz bringt von einer Romwallfahrt Reliquien mit nach U..   Diese werden in wertvollen Schreinen im Hochaltar aufbewahrt.

1810-1815 Es wird eine Orgel angeschafft, dazu wird an der Westwand über dem Empore   eine weitere Empore gebaut.

1840  Auf Drängen vieler enttäuschter Wallfahrer wird in Uhs. eine Gastwirtschaft   errichtet.

1910  Die Orgelbaumeister Heinrich und Max Koulen aus Augsburg fertigen eine   neue  Orgel für U.. Pfarrer Martin Raith (1884 – 1911) macht sie der    Pfarrgemeinde von U. anläßliche seines 25-jährigen Priesterjubiläums    zum Geschenk. Er war es auch, der  eine Wohltätigkeitsstiftung für die hiesige   Gemeinde zugunsten ländlicher Arbeiter ins Leben rief.

1915  Elektrisches Licht wird in der Kirche eingerichtet.

1917  Die Zinnpfeiffen der Orgel müssen abgegeben werden. (1. Weltkrieg)

1920  Die Orgel wird mit Zinkpfeiffen wieder vervollständigt.

1922  Die Deglermadonna wird in München restauriert.

1925  Es werden drei neue Glocken angeschafft, Lieferant ist die Glockengießerei   Kemmerknecht in Weilheim (Die Neuanschaffung ist im Protokollbuch der Kirchenverwaltung nicht begründet).

1933  Die Kirche erhält einen neuen Holzboden.

1935/1937 Das Innere der Pfarrkirche wird instandgesetzt, ferner die Orgel, der Turm und   die Friedhofsmauer.

1949  Der Glockensatz im Turm wird wieder vervollständigt (Die Glocken fielen   offenbar dem Krieg zum Opfer).

1971/1973 Die Unterhauser Marienkirche wird renoviert. Zunächst wird der Turm    instandgesetzt. Das Mauerwerk wird nach unten abgedichtet, zugleich erhält   die Kirch neben einem neuen Fußboden, auch eine neue Bestuhlung und eine  elektrische Heizung. Das Eisengitter hinter der vorderen Bestuhlung wird   entfernt, ebenso das Kommuniongitter, der Zugang von der Kirche zum Turm   wird zugemauert.

1977   Ein elektrisches Läutwerk wird eingebaut (letztes „Handgeläut“ am 24.10.1977 abends). Das Fundament der Kirche wird von aussen her trockengelegt.

1980  Da die Orgel schon des öfteren ihren Dienst versagte, muss sie nun zum  größten Teil neu gebaut werden. Die Kosten müssen von der Pfarrgemeinde selbst getragen werden.

1981  Michael Deininger, ehemalige Bürgermeister von U. , lässt die beiden Seitenaltäre sowie den Hochaltar instandsetzen.

1984  Das heutige „Unterhauser Kripperl“ ensteht.

1987  500 Jahre sind seit der Erhebung der U. Marienkirche zu Wallfahrtskirche vergangen, Grund genug, dieses Jubiläum im Marienmonat Mai gebührend zu feiern.

1992  Beginn der Vorarbeiten zur Restaurierung der Außenfassade der Kirche und des Turmes.

1992/93 Durchführung der Maßnahme; wesentliche Arbeiten: Verputzarbeiten an der gesamten Fassade; bei Befunduntersuchungen fanden   sich Malereien , sog. „Fischblasenornamente“ und eine Sonnenuhr, die    gesichert wurden. (Originalfragmente in Kalktechnik um 1630). Feuchtigkeitssperren und unterfangen des Kirchturms und Teile der Kirchen- Außenmauern. Wasserleitung wird  in die Sakristei verlegt. Neuvergoldung von Kugel und Kreuz auf der Kirchturmspitze.  Sanierung eines Teilbereiches der nördlichen Friedhofsmauer; Beendigung der Arbeiten am 21. November 1993.

2004  Erneuerung der Podeste und Treppen im Turmaufgang der Pfarrkirche Maria   Heimsuchung  bis zum Glockenstuhl.  Ausführung durch Anton Reiser. Einbau einer Lautsprecheranlage in der Kirche.

2006  Neufassung der Wasserstelle im Friedhof.

2007  Verbesserung der Lichtverhältnisse in der Kirche, mit Erneuerung der Elektroleitung  Einbau einer Alarmanlage.

Außerkirchlicher Bereich:

2001-2004 Sanierung des ehem. Pfarrhauses, („Typ des Einfirsthofes“ mit Flachsatteldach, Mitte 19. Jahrh.) und Einbau  eines Pfarrheimes. Baugenehmigung am 10.05.2000. Baubeginn: 2001; Beendigung einschl. Restarbeiten 2004.

25.03.2007 Weihe der neuen Josefsfahne

April 2007 Renovierung des sog. „Knaierkreuzes“

21.10.2007 Einweihung des renovierten „Knaierkreuzes“.

Kirchenbeschreibung:

Die Pfarr- und Wallfahrtskirche „zu unserer lieben Frau“ wurde in der Zeit nach dem Jahre 1487  neu-bzw. umgebaut und zwar zu einem großen Teil in der Gestalt, wie sie der andächtige Besucher noch heutzutage von aussen erblickt, aus lauter Tuffquadern im Spitzbogen- oder gotischem Stil aufgebaut, mit Strebepfeilern um den Chor oder das Presbyterium.

Im Innern des Gotteshauses ist jedoch jede Spur (nur die Fenster laufen noch etwas spitz zu) des gotischen Stils verschwunden; denn in den Jahren 1772 und 1773 ist „die alte Decke herabgrissen und eine neue hinaufgemacht und mit Gold und Malerei verziert worden), sagt die Pfarrgeschichte von 1827.  Man hat durch zierliche Stuckaturarbeiten der Kirche das Gepräge des Rokokostiles gegeben, in dem sie heute noch erhalten ist.

Vom südlichen Eingang her betritt man die Kirche.

Rechter Hand blickt man über die beiderseits eines Mittelgangs befindlichen Kirchenbänke zum Hochaltar nach vorne.

In dem Werke Vindelicia sacra liest man: „Ungewiß ist , wann der alte Hochaltar, welcher Mariä Krönung in einem Gemälde auf Holz zeigte, entfernt worden ist; doch ist gewiß, dass im Jahre 1621 der damals berühmte Bildhauer Johann Degler zu Weilheim den jetzt (d.i. 1756) bestehenden Hochaltar als ein ausgezeichnetes Weihegeschenk für die Haus`ner Muttergottes aufgestellt hat“.

Die Halbfigur Gott Vater im oberen Aufbau und die flankierenden Heiligengestalten, St. Katharina und St. Agatha, sind wohl ebenfalls Arbeiten Deglers.

Wir dürfen annehmen, dass die Fassung (wie auch z.B. im Augsburger Dom) von Elias Greither stammt.

Vom Altarraum führt nach rechts die Türe zur Sakristei. Oberhalb der Sakristeitür sieht man das Fenster zum ehemaligen Oratorium oder Chörlein, einem Raum, aus dem geistliche Musik aufgeführt wurde.

Das ganze verlängerte Chor-und Schiffgewölbe ist mit sehr kunstvoll ausgeführten und reich vergoldeten Stuckaturen geziert, sowie mit drei großen und sechs kleineren Gemälden zur Verherrlichung Mariens von dem bekannten Maler Johann Baader aus Lechmühl (Lechhansl) im Jahre 1773 ausgemalt. Die drei großen Gemälde stellen dar: Im Chor Mariä Geburt, im Schiff Mariä Heimsuchung, über der Orgel Mariä Krönung. Die sechs kleineren Bilder sind Darstellungen aus der Heiligen Schrift und Kirchengeschichte: Mariä Opferung und Mariä Vermählung im Chor; Mariä Verkündigung und Mariä Lichtmeß, Überreichung des Rosenkranzes durch Maria an den hl. Dominikus und des Skapuliers (Schulerkleid) an den seligen Simon Stock im Schiff.

Ein gut erhaltenes, größeres Gemälde ist an der südlichen Wand über dem Eingang zum Turm (Dieser Eingang wurde bei der Renovierung 1971/1973 zugemauert) angebracht. Es stellt die drei Heiligen : St. Leonhard, St. Wendelin und St. Colomann nebeneinander dar; darunter ist angebracht das Wappen der Edelherrn von Bärndorf, welche ehemals als Inhaber des mittleren Schlosses Pähl das Patronatsrecht auf die Pfarrei U. hatten (um 1692).

Die Nebenaltäre sind um 1840 aufgestellt worden, und zwar in etwas schräger Stellung. Der Altar auf der Evangelienseite (links) ist der hl. Mutter Anna gewidmet, der auf der Epistelseite (rechts) dem hl. Sebastian. In den Aufsätzen dieser Altäre sind in kunstvollen Umrahmungen das Herz Jesu und das Herz Mariä gemalt. Unter den eigentlichen Altarbildern befindet sich je ein Ölgemälde auf Leinwand: der h. Antonius auf dem St. Sebastiansaltar, der hl. Franz von Paula auf dem Altar der hl. Anna.

Erwähnenswert sind noch zwei gotische Holzfiguren: St. Leonhard an der Nordwand und St. Wolfgang an der Südwand des Langhauses (um 1520). Die Figur zwischen dem hl. Wolfgang und dem rechten Seitenaltar stellt den hl. Johannes Nepomuk dar.

Auch zwei Grabdenkmäler befinden sich in der Kirche. An der südlichen Seitenwand eine Gedenktafel an den ehemaligen Pfarrer Sebastian Andre (gest. 1776), an der nördlichen eine für den Pfarrer Martin Raith (gest. 1911) und dessen Eltern.

Gleich beim Eintritt in die Kirche fällt ein Bild der hl. Wilgefortis auf (hl. Kümmernis).

Linker Hand an der Westwand sind einige erhalten gebliebene Votivtafeln zu sehen, Zeugen der Bedeutung der Kirche als Wallfahrtsort.

An der Außenseite der nördlichen Eingangstür stehen zwei große Grabsteine, Relikte aus der Ursprungszeit der Kirche. Der eine zeigt das Wappen der Edlen von Schondorf (Einhorn) zum Gedenken an Elisabeth Schondorfer, der andere soll an ihre Mutter Anna Engelschalk erinnern (man sieht noch das Engelschalk‘sche Wappen (halber Wolf), das Schondorf`‘sche und das Wappen der Edlen von Wabern (Schachbrett).

Auf der Südseite des Kirchenschiffs steht der ca. 40 m hohe Glockenturm, der 1608 vom Augsburger Baumeister Elias Holl vollendet wurde.

Literatur:

Andreas Schmidtner, „Hausen nächst bei Weilheim“,
Neuauflage mit Ergänzungen von Reinhard Schmid, 1977.
Herausgeber:   Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung Unterhausen zum 500-jährigen Jubiläum der Wallfahrtskirche Unterhausen im Jahr 1987.
Text:   Anton Hofer